Die 10 häufigsten Wahrnehmungsfehler im Berufsleben - und wie du sie vermeiden kannst!

Kannst du von dir behaupten, deine Mitmenschen wirklich objektiv zu beurteilen?
Vermutlich nicht.
Und einige Wahrnehmungsfehler passieren uns besonders häufig- auch im Arbeitsleben. Welche das sind und wie du sie vermeiden kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Los geht's!
Inhaltsverzeichnis
Die Folgen für das Arbeitsleben
Wie Wahrnehmungsfehler vermeiden? 3 Tipps!
Was sind Wahrnehmungsfehler?
Als Wahrnehmungsfehler wird eine subjektive Wahrnehmung bezeichnet, die von der objektiven Realität abweicht.
Uns allen passieren Wahrnehmungsfehler täglich, da unsere Wahrnehmung von unseren Erfahrungen und Erwartungen beeinflusst wird.
Etwas komplett objektiv wahrzunehmen ist uns Menschen fast unmöglich - insbesondere andere Menschen.
Die Folgen für das Arbeitsleben
Wahrnehmungsfehler im Arbeitsleben können verschiedenste Auswirkungen haben. Im Recruiting können sie dafür sorgen, dass wir nicht immer den besten Kandidaten einstellen. Sie können über Beförderungen und Entlassungen entscheiden und generell zu Fehlentscheidungen führen.
Außerdem können durch sie Konflikte entstehen, eskalieren oder auch deeskalieren.
In einigen Fällen bestimmen sie die ganze Unternehmensstrategien und so die Zukunft des gesamten Unternehmens.
Diese 10 Wahrnehmungsfehler solltest du kennen
Halo Effekt
Beim Halo Effekt überschattet eine einzige Eigenschaft - positiv oder negativ - das Gesamtbild einer Person.
So kann z.B. die Intelligenz, Attraktivität, Kommunikationsstärke oder die Kompetenz in einem Bereich bewirken, dass wir die Person auch in den anderen Bereichen durchweg positiv wahrnehmen. Als würde diese Person einen Heiligenschein tragen.
Das funktioniert auch andersrum: eine einzige negative Eigenschaft oder Schwäche kann unser Empfinden von einem Menschen komplett bestimmen.
Der Halo Effekt gilt nicht nur für Personen, sondern wirkt auch bei Marken, Unternehmen, Parteien und allen anderen Organisationen.
Pygmalion Effekt
Wenn wir denken, dass wir mit besonders talentierten oder untalentierten Menschen zusammen arbeiten, dann verhalten wir uns unbewusst so, dass diese Erwartungen auch eher eintreten. Der Pygmalion Effekt beschreibt also sich selbsterfüllende Prophezeiungen.
Erwarten wir besonders gute Leistungen von einem Mitarbeiter, strahlen wir dies aus und geben ihm damit Selbstvertrauen. Wir unterstützen ihn vermehrt und besser und geben ihm das Gefühl, dass Fehler okay sind. Damit hat er die besten Voraussetzungen, seine Bestleistung zu erbringen.
Haben wir stattdessen ein negatives Bild von unserem Mitarbeiter, wird er dies ebenfalls unterbewusst wahrnehmen. Mit weniger Selbstvertrauen passieren mehr Fehler und schon landet dieser Mitarbeiter in einer Abwärtsspirale.
Hierachie Effekt
Personen, die in der Hierarchie höher stehen, werden in der Regel als kompetenter wahrgenommen, als sie sind und auch besser bewertet.
Wir denken automatisch, dass diese Personen ihre höhere Position ihren besseren Fähigkeiten zu verdanken haben.
Dadurch bewerten wir Leistungen von höher gestellten besser, als die gleiche Leistung von gleichgestellten Kollegen.
Rezenz Effekt
Der Rezenz Effekt beschreibt das Phänomen, dass kürzlich vergangene Handlungen stärker gewichtet werden als solche, die länger her sind. So können also langfristige Verhalten von kurzen Zeiten eines neuen Verhaltens schnell in Vergessenheit geraten.
Im Berufsleben bleiben also aktuelle Leistungen und Erfahrungen besser in unserer Erinnerung und können so vergangene Taten und Verhalten überschreiben
Kleber Effekt
Der Kleber Effekt ist quasi das Gegenteil vom Rezenz Effekt. Nach ihm behält eine Person das Image, was sie bei uns in der ersten Kennenlernzeit erhalten hat.
Eine Kollegin, die früher gute oder sehr gute Leistungen erbracht hat, wird auch bei schlechteren Leistungen weiterhin als kompetent eingeschätzt werden. Das geht natürlich auch wieder umgekehrt: Hat jemand einen schlechten Eindruck bei uns hinterlassen, kann dieser auch lange nach großen Verbesserungen erhalten bleiben.
Spotlight Effekt
Wenn wir dem Spotlight Effekt zum Opfer fallen, haben wir das Gefühl, dass unsere Mitmenschen uns mehr Aufmerksamkeit schenken, als sie es in Wirklichkeit tun.
Als würde ein Scheinwerfer auf uns gerichtet sein, denken wir, dass insbesondere unsere Makel jedem sofort auffallen.
Dabei fallen Fehler, ein Bad Hair Day oder zwei Kilos mehr auf den Rippen unseren Kollegen häufig gar nicht auf. Und selbst wenn, interessieren solche Dinge sie deutlich weniger, als wir vermuten.
Superstar Effekt
Der Superstar Effekt besagt, dass bei einem Test die Leistung aller anderen Teilnehmer ein wenig schlechter wird, wenn sie wissen, dass ein Supertalent oder Experte unter ihnen ist.
Unterbewusst denken sie, dass sie mit diesem Superstar eh nicht mithalten können - und diese selbsterfüllende Prophezeiung bestätigt ihnen das noch!
Daher solltest du als Arbeitgeber oder Vorgesetzter dieses Phänomen vermeiden und es mit Lobeshymnen nicht übertreiben.
Mini Me Effekt
Beim Mini Me Effekt sind uns Bewerber und Mitarbeiter besonders sympathisch, mit denen wir viele Gemeinsamkeiten haben und uns identifizieren können.
Durch diese Projektion können uns diese Personen auch besonders kompetent erscheinen. Dies kann gerade bei der Personalauswahl und bei Beförderungen zu Fehlentscheidungen führen.
Hiermit kann auch der nächste Effekt im Zusammenhang stehen:
Milde-/Strenge-Effekt:
Je nachdem, ob uns jemand sympathisch ist oder nicht, neigen wir dazu, diese Person und ihre Fähigkeiten positiver oder negativer zu beurteilen, als sie in Wirklichkeit sind.
Mögen wir einen Bewerber oder Mitarbeiter, geben wir erwünschten Verhaltensweisen mehr Gewicht und ignorieren vermehrt unerwünschtes Verhalten. Bei einer Antipathie passiert das Gegenteil: Wir bewerten Fehler und Fehlverhalten strenger und nehmen positive Handlungen schwächer wahr.
Kontrastfehler
Wie bewerten wir eigentlich, ob etwas gut oder schlecht ist? Wir setzen es ins Verhältnis. Wir können etwas nur beurteilen, indem wir es mit anderen Dingen vergleichen und bewerten die Kontraste.
Das führt dazu, dass die Wahrnehmung von der Leistung eines Mitarbeiters oder Bewerbers stets von der Leistung der Kollegen, Vorgänger oder anderen Kollegen abhängt.
Wir bewerten also kaum etwas wirklich objektiv, sondern immer subjektiv und relativ.
Wie Wahrnehmungsfehler vermeiden? 3 Tipps!
Wenn auch du den ein oder anderen Wahrnehmungsfehler bei dir erkannt hast, stellt sich dir als nächstes die Frage: Wie kann ich sie vermeiden?
Dafür haben wir 3 Tipps für dich!
1. Stetige Selbstreflexion
Der erste Schritt ist, sich der Existenz von subjektiver Wahrnehmung und Wahrnehmungsfehlern bewusst zu werden.
So kannst du dich während und nach Gesprächen fragen, ob du dir sicher bist, dass deine Eindrücke stimmen oder ob du z.B. gerade Verhalten verstärkst, abschwächst oder projizierst.
Hier hilft es auch, wenn du dir für wichtige Gespräche eine zweite Person als Unterstützung dazu holst.
2. Notizen machen
Notizen sind auch nicht komplett objektiv, aber sie sind eine super Erinnerungsstütze und sorgen dafür, dass wir uns nach etwas Zeit auch an die Aussagen und Verhalten erinnern, die wir sonst vergessen hätten.
Denn uns bleiben häufig die besonders guten oder besonders schlechten Auffälligkeiten sowie die ersten und letzten Gespräche im Kopf und den Rest vergessen wir leicht.
3. Leitfäden vorbereiten
Für Bewerbungs- und Mitarbeitergespräche können Leitfäden, Fragebögen, Checklisten o.Ä. eine hilfreiche Methode sein, um deine Gesprächspartner etwas objektiver zu beurteilen.
Es liegt natürlich immer noch an dir, welche Bewertung du du deinen Gegenüber gibst, doch immerhin werden all deine Gesprächspartner anhand derselben Kriterien beurteilt. So hast du schwarz auf weiß, in welchen Kategorien wie abgeschnitten wird und vergisst nicht vermehrt die Kategorien, in der dein Gesprächspartner besonders gut oder schlecht performt hat.
Das waren sie, unsere 10 Wahrnehmungsfehler und 3 Tipps, wie du sie vermeiden kannst.
Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, dann ist bestimmt auch unser Artikel 10 Gesetze und Prinzipien für das (Arbeits)Leben etwas für dich!
Was glaubst du, welche Wahrnehmungsfehler treten besonders häufig auf? Wie vermeidest du sie? Hast du Tipps für uns?
Wir freuen uns über deinen Kommentar!