Digitale Führung - 10 Tipps: so geht Remote Leadership

Das Arbeiten im Home Office sowie das mobile Arbeiten bringen neue Herausforderungen mit sich - für deine Mitarbeiter, aber auch für dich als Führungskraft.
In diesem Artikel besprechen wir, welche besonderen Herausforderungen digitale remote Führung mit sich bringt.
Dazu gebe ich dir 10 Tipps, wie du deine Führung remote gestalten kannst, um diese Risiken zu minimieren.
Legen wir los!
Inhaltsverzeichnis
Die Besonderen Herausforderungen von remoter Führung
10 Tipps für erfolgreiche Remote Führung
Fazit: Digital führen geht - nur eben ein bisschen anders
Die Besonderen Herausforderungen von remoter Führung
Starten wir mit den Risiken, die remotes Arbeiten mit sich bringt. Diese solltest du unbedingt kennen, damit du ihnen entgegenwirken kannst.
Als erstes zu sagen ist, dass natürlich die Basics zu Führung allgemein gelten. Daher schaue auch gerne bei unserem Artikel Leadership 2023: Alles was du über Führung wissen musst vorbei. Doch digitales Management hat noch weitere Anforderungen darüber hinaus.
Veränderte Kommunikation
Die wohl größte Veränderung befindet sich im Bereich der Kommunikation. Im Vergleich zu einem gemeinsamen Standort ist beim Arbeiten im Home Office und Remote Work die Kommunikation:
reduziert
digital
asynchron
Diese Faktoren sorgen dafür, dass Missverständnisse häufiger auftreten können. Dazu wird auch der private Kontakt stark vermindert, da weniger oder vielleicht sogar gar keine Team Events stattfinden. Flur- und Bürogespräche genauso wie gemeinsame Mittagspausen entfallen ebenfalls.
Das Thema digitale Kommunikation ist für remote Führungskräfte von enormer Bedeutung, daher schaue dir unbedingt unseren Artikel Digitale und asynchrone Kommunikation - Tipps für Chats, Video Calls und Online Meetings an!
Weniger Bindung und Vertrauen
Diese neuen Standards der beruflichen Kommunikation können fatale Folgen für die Beziehung zu deinen Mitarbeitern haben.
Denn eine Beziehung zwischen einer Führungskraft und ihrem Mitarbeiter basiert auf Vertrauen. Dieses zu erzeugen (und auch zu erhalten), wenn man hunderte Kilometer entfernt voneinander sitzt und sich noch nie persönlich getroffen hat ist wirklich keine leichte Aufgabe.
Als Führungskraft ist hier mehr aktives Zugehen auf deine Mitarbeiter notwendig, um positive gemeinsame Zeit - online - zu schaffen.
Reduziertes Wir-Gefühl
Das Risiko einer schwächeren Bindung und geminderten Vertrauen besteht nicht nur zwischen dir und deinen Mitarbeitern, es betrifft auch dein Team untereinander. Deine Mitarbeiter lernen sich untereinander ebenfalls anders und meistens weniger kennen.
Bedenke außerdem, dass dein Team weniger Gemeinsamkeiten aufweisen wird. Sie wohnen nicht selbstverständlich in derselben Stadt, in der sie eventuell auch aufgewachsen sind. Sie gehen nicht in die gleichen Restaurants, Parks, Kinos und benutzen nicht die selben Busse und Bahnen. Unterschätze nicht, welche Auswirkungen solche trivial erscheinenden Gemeinsamkeiten haben können.
Ein wichtiger Bestandteil des digitalen Führens ist also das digitale Teambuilding mit einer gemeinsamen Vision für gute Zusammenarbeit.
Gefühl von Kontrollverlust
Dies ist wohl einer Faktoren, die viele Arbeitgeber und Führungskräfte am stärksten davon abhält, ihre Mitarbeiter im Home Office arbeiten zu lassen. Hier gibt es meist die Befürchtung, dass die Arbeitnehmer zuhause viel weniger arbeiten würden.
Gleichzeitig häufen sich die Erkenntnisse über eine höhere Belastung durch Mehrarbeit und ständige Erreichbarkeit. Im Worst Case zweifelt also der Chef an der Leistung seiner Mitarbeiter, während die bereits an ihrem Limit sind.
An dieser sollte sollten wir das bekannte Sprichwort umdrehen:
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser!
Mangelnde Klarheit
Wenn du im Home Office sitzt und deine Mitarbeiter von woanders aus arbeiten, können Zuständigkeiten und Projektstatus schon mal unklar sein. Kontaktwege, um offene Fragen zu klären, sind länger und benötigen ein aktives Zugehen.
Für dich und auch deine Mitarbeiter untereinander kann es schwer erkennbar sein, wer an was gerade arbeitet, warum einzelne Schritte überhaupt notwendig sind, wie weit ein Projekt ist oder bei wem es gerade liegt.
Um diese Fragen stets klären zu können, ist ein strukturiertes System notwendig - deutlich mehr als bei Zusammenarbeit vor Ort.

Insbesondere für das remote Führen in Full Remote Unternehmen solltest du dir der Nachteile bewusst sein. Aber auch Half Remote bzw. Hybrid Modelle werden von diesen Faktoren beeinflusst.
Remotes Arbeiten verfügt natürlich auch über diverse Vorteile.

Diese besprechen wir in unseren Artikeln Herausforderung Home Office -Tipps & Tools für mehr Produktivität

und Travel Office & Global Remote Work - Chancen, Risiken und rechtliche Grundlagen genauer.
Eine Remote Unternehmenskultur ist anders
All diese Besonderheiten zeigen es bereits: die gesamte Unternehmenskultur ist bei Remote Work einfach anders. Die Kommunikation, die Zusammenarbeit, aber auch die Personalentwicklung oder das Betriebliche Gesundheitsmanagement funktioniert teilweise unterschiedlich.
Als Führungskraft solltest du dich unbedingt mit digitaler Unternehmenskultur befassen. Dafür empfehlen wir dir unseren Artikel Digitale Unternehmenskultur - 9 Tipps für das Home Office und Remote Teams.
10 Tipps für erfolgreiche Remote Führung
Genug über die Probleme gesprochen, jetzt legen wir den Fokus auf die Lösungen! Mit diesen 10 Tipps führst du dein Team auch remote zum Erfolg.
Tipp Nr. 1: Für regelmäßigen Kontakt sorgen
Als remote Führungskraft solltest du unbedingt regelmäßig den Kontakt zu deinen Mitarbeitern suchen. Und zwar nicht nur, wenn es etwas wichtiges gibt und erst recht nicht nur bei Kritik! Wenn du das tust, sind deine Anrufe und Nachrichten ganz schnell gefürchtet.
Melde dich regelmäßig bei deinem Team, auf verschiedensten Wegen wie Chat, Call oder Videocall. Redet über berufliche und - falls passend - auch mal über private Angelegenheiten. Die Hemmschwelle, dich zu kontaktieren, kann digital höher sein, als kurz persönlich und vor Ort, daher biete ihnen stets ein offenes Ohr und deine Unterstützung an.
Tipp Nr. 2: Sei ein Moderator für dein Remote Team
Ein regelmäßiger Kontakt ist nicht nur zwischen dir und deinen Mitarbeitern enorm wichtig, sondern auch zwischen ihnen. Bei Teamwork auf Distanz können Arbeitnehmer das Gesamtbild aus den Augen verlieren.
Der reduzierte Kontakt kann auch zwischen ihnen Misstrauen verursachen und das Wir-Gefühl zerstören. Gemeinsame Vision? Fehlanzeige!
Deine Aufgabe als Führungskraft ist es nicht nur, selbst eine gute Beziehung zu deinen Mitarbeitern zu haben, sondern auch für ein gutes Miteinander im Team zu sorgen.
Sehe dich dafür in Online Meetings als Moderator, der dafür sorgt, dass sich die anderen Teilnehmer gut miteinander verstehen. Teile die Einzelerfolge von Mitarbeiter den andern mit, denn sonst können diese bei Remote Teamwork untergehen.
Tipp Nr. 3: Keine Ständige Erreichbarkeit voraussetzen
Mit Remote Work kommen häufig auch flexible Arbeitszeiten zum Einsatz. Diese bringen einige Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Doch ist Vorsicht geboten vor dem sogenannten Alway On Modus.
Die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwimmen, was das Risiko für (unbemerkte) Überstunden erhöht. Einige Arbeitgeber drängen ihre Mitarbeiter im Home Office geradewegs dazu, ständig erreichbar zu sein.
Diese Erwartungshaltung kann zu Überlastungserscheinungen führen und krank machen. Dazu wirkt sie sich negativ auf die Motivation und Mitarbeiterzufriedenheit aus. So führt sie unterm Strich häufig zu einer geringeren Produktivität.
Selbst während der Arbeitszeit sollten deine Mitarbeiter Zeitfenster haben, in denen sie ungestört ihren Aufgaben nachgehen können - sogenannte Focus Hours.
Du als Führungskraft kannst hier als Vorbild fungieren, indem du auch nicht immer erreichbar bist.
Tipp Nr. 4: Klarheit schaffen mit Wissensmanagement
Im Home Office oder anderen separaten Standorten können Prozesse und Zuständigkeiten unübersichtlich und nicht eindeutig sein. Gerade bei schnell wachsenden Unternehmen, in denen viele Änderungen stattfinden und ständig neue Mitarbeiter dazukommen, kann dein Team den Überblick verlieren.
Für deine mobilen Mitarbeiter ist daher eine eine Wissensdatenbank mit Erklärungen, Handbüchern und Kontaktdaten von Ansprechpartnern eine große Hilfe!
Tipp Nr. 5: Erschaffe eine konstruktive Fehlerkultur
Eine konstruktive Fehlerkultur ist Bestandteil einer gelungenen Unternehmenskultur und trägt enorm zur allgemeinen Produktivität deiner Belegschaft bei. Bei Remote Work ist sie noch wichtiger, da Fehler hier meist leichter gemacht und auch leichter versteckt werden können.
Für den Großteil der Arbeitnehmer ist mobiles Arbeiten und das Home Office relativ neue Arbeitsbedingungen, wodurch Fehler unvermeidbar sind. Wichtig ist, aus ihnen zu lernen und stets Neues zu probieren und sich Best Practices herausbilden.
Wie du so eine Fehlerkultur etablieren kannst, erfährst du in unserem Beitrag Lernkultur statt Fehlerkultur - so schaffst du ein produktives Arbeitsumfeld.
Das Gleiche gilt übrigens auch für Unwissenheit. Deine Mitarbeiter sollten dich oder ihre Kollegen um Hilfe bitten können, ohne, dass an ihrer Kompetenz gezweifelt wird.
Tipp Nr. 6: Ermögliche das technische Know-how
In enger Verbindung zum Thema Fehlerkultur stehen die technischen Kompetenzen, die wir für Remote Work brauchen. Bei Problemen mit Hard- und Software sind die Wege zu Hilfe länger.
Zuhause oder unterwegs haben wir keinen Kollegen aus der IT, der mal eben unser Setup überprüft oder den jüngere Auszubildenden, der uns schnell die gesuchte Funktion im CRM zeigen kann.
Beachte daher, dass einige Mitarbeiter mehr Probleme haben könnten als andere und biete entsprechende Schulungen an.
Tipp Nr. 7: Kontrolle ist gut - Vertrauen ist besser
Das Thema Kontrollverlust haben wir bereits kurz angeschnitten. Viele Führungskräfte befürchten einen Abfall der Arbeitsleistung, wenn sie diese nicht kontrollieren können. Bei dieser Denkart wird Arbeitsleistung mit Arbeitszeit gleichgestellt. Doch:
Das Einhalten der Arbeitszeit und Produktivität sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge!
Doch nur weil jemand im Büro vor seinem Laptop sitzt, wird noch lange nicht produktiv gearbeitet. Daher solltest du - generell, aber insbesondere bei Remote Work - nicht in Arbeitszeit, sondern in Ergebnissen messen.
Generell ist bei Telearbeit ein Vertrauensvorschuss von Seiten des Arbeitgebers notwendig.
Tipp Nr. 8: So geht digitale Kommunikation
Wie wir etwas sagen ist wichtiger, als was wir sagen. Doch bei digitaler Kommunikation entfällt der Großteil von diesem “Wie”. Denn:
93% unserer Kommunikation sind nonverbal.
Die 3 für mich wichtigsten Tipps für’s Kommunizieren über Chat und Co. sind:
Mache dir und deinen Mitarbeitern die besonderen Anforderungen von digitaler Kommunikation bewusst.
Etabliere den Grundsatz, dem Gesprächspartner stets eine gute Absicht zu unterstellen.
Sorge für regelmäßige und positive Kontakte.
Auch an dieser stelle empfehle ich dir als digitale Führungskraft erneut unseren Artikel zu digitaler Kommunikation. Dort erklären wir die Tipps im Detail.
Tipps Nr. 9: Teamevents, After Works, Spiele, Work Cycle
Auch diesen Punkt haben wir bereits angeschnitten: Du brauchst schöne gemeinsame Zeit mit deinem Team - und das am besten auch privat. Für Afterworks und Teamevents bieten sich Online Spiele an. Diese kannst du aber auch für’s Warmup oder Pausen von Online Meetings sowie für ein wenig Teambonding innerhalb der Arbeitszeit nutzen.
Ich empfehle auch immer wieder den Online Work Cycle:
Du triffst dich mit deinem Team in einem Videocall oder noch besser in einem virtuellen Büro. Zu Anfang erzählt jeder, was er in der Zeit des Work Cycles schaffen möchte und schon beginnt die erste Arbeitsphase von z.B. 20 Min.
Danach folgen z.B. 10 Min. Pause, in denen ihr über alles schnackt, was sich ergibt - ob beruflich oder privat. Arbeitsphasen und Pausen können sich dann beliebig oft Abwechseln.
Meine Work Cycles dauer immer insgesamt 2h. Zum Schluss erzählt jeder Teilnehmer, ob er sein Ziel erreicht hat und wie er mit der Tätigkeit klargekommen ist.
Tipp Nr. 10: Die richtigen Tools
Remotes Arbeiten funktioniert nur Dank großartiger Informationstechnologie. Daher sind neben geeigneter Hardware auch die richtigen Software Anwendungen ein produktives Arbeiten und remotes Führen nötig.
Unverzichtbar sind in meinen Augen eine All-in-One HR Komplettlösung, ein virtuelles Büro und ein Projektmanagement Tool.
Es gibt noch weitere Lösungen, die für dich als remote Führungskraft sehr interessant sein könnten, wie z.B. eine Mitarbeiter App oder digitale Signaturen.
Wir haben diesem Thema einen eigenen Artikel namens Die besten Tools für Personaler - Digitale Lösungen für das Personalwesen gewidmet.
Zusatztipp Nr. 11: Auch mal persönlich treffen
Zu guter Letzt noch ein kleiner Zusatztipp: Versuche, deine Mitarbeiter auch mal persönlich zu treffen. Vielleicht hast du auch selbst schon daran gedacht.
Nicht für jedes Unternehmen ist das möglich, je mehr Mitarbeiter und je größer die Entfernung desto schwieriger und kostenintensiver wird dies.
Ideal wäre ein Treffen im Rahmen einer Workation. Dein ganzes Team trifft sich an einem - gerne auch sonnigen - Ort. Tagsüber wird gearbeitet und im Feierabend werden spaßige Aktivitäten zusammen unternommen.
Von nur einer Woche Workation können deine Mitarbeiter und auch du jahrelang zerren.
Die Teilnahmequote ist natürlich deutlich besser, wenn die Mitarbeiter die Kosten hierfür nicht selbst tragen müssen.
Wenn du mehr zum Thema erfahren willst, empfehle ich dir den Blog moveyouroffice von Jan!
Fazit: Digital führen geht - nur eben ein bisschen anders
Zunächst gelten die Grundlagen für gute Führung allgemein.
Digitale und remote Führung hat noch einige besondere Herausforderungen.
Diese sind:
eine veränderte Kommunikation
eine reduzierte Bindung und weniger Vertrauen
ein reduziertes Wir-Gefühl
das Gefühl von Kontrollverlust
mangelnde Klarheit
Und das sind unsere 10 Tipps für Führung digital:
Tipp Nr. 1: Für regelmäßigen Kontakt sorgen
Tipp Nr. 2: Sei ein Moderator für dein Remote Team
Tipp Nr. 3: Keine Ständige Erreichbarkeit voraussetzen
Tipp Nr. 4: Klarheit schaffen mit Wissensmanagement
Tipp Nr. 5: Erschaffe eine konstruktive Fehlerkultur
Tipp Nr. 6: Ermögliche das technische Know-how
Tipp Nr. 7: Kontrolle ist gut - Vertrauen ist besser
Tipp Nr. 8: So geht digitale Kommunikation
Tipp Nr. 9: Teamevents, After Works, Spiele, Work Cycle
Tipp Nr. 10: Die richtigen Tools
Zusatztipp Nr. 11: Auch mal persönlich treffen
Hier gibt’s das Fazit zum Download.
Das war unser Artikel zum Thema digitale Führung.
Hast du bereits Erfahrung als Remote Leader sammeln können?
Welche Gedanken gehen dir zu dem Thema durch den Kopf? Wir freuen uns sehr über deinen Kommentar